VR
MEDICUS
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PRAXIS.
Seit dem Jahr 2008, in dem die Apothekenzahl in Deutsch-
land mit 21.602 Offizinen ihren Höchststand erreicht hatte,
nehmen die Apotheken in Deutschland Jahr für Jahr ab. Auch
2013
ist die Zahl der Apotheken in Deutschland weiter ge-
sunken. Den Zahlen des Branchendienstes Apotheke adhoc
zufolge gab es Ende 2013 bundesweit insgesamt 20.668
Offizine und damit 253 Apotheken weniger als im Vorjahr.
Positiv zu werten ist jedoch, dass sich das „Apothekenster-
ben“ im Vorjahresvergleich leicht abgeschwächt hat. Wäh-
rend der Rückgang von 2011 auf 2012 noch 1,5% betrug, lag
er zwischen 2012 und 2013 mit 1,2% etwas niedriger. Am
stärksten ausgeprägt war das Apothekensterben in Westfa-
len-Lippe, wo im vergangenen Jahr insgesamt 56 Apotheken
schlossen, aber lediglich sechs neue Apotheken eröffneten.
Weitere im Jahr 2013 überdurchschnittlich von Apotheken-
schließungen betroffene Bundesländer waren laut Branchen-
dienst Bremen, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und
das Saarland. Im Fünf-Jahres-Vergleich (2008 bis 2013) ging
die bundesweite Zahl der Apotheken um 4,3% zurück. Auch
hier waren die stärksten Rückgänge in den genannten Kam-
merbezirken sowie in Hamburg zu verzeichnen (vgl. Abbil-
dung). Westfalen-Lippe zählt mit einer Abnahme der Apo-
thekenzahl um 6,1% mit zu den am stärksten betroffenen
Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen).
Eine Studie des Thünen-Instituts für ländliche Räume vom
Dezember 2013 geht davon aus, dass es auch in Zukunft zu
weiteren Apothekenschließungen kommen wird. Grund ist,
dass rund 44% der Apotheken ein „suboptimales Kunden-
Apothekensterben schwächt sich ab
Bereits seit Jahren ist der Saldo aus geschlossenen und neu eröffneten Apotheken negativ. Auch 2013
setzte sich dieser Trend – wenn auch in abgeschwächter Form – fort. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch,
dass aufgrund der Nachfragesituation künftig mit einemweiteren Apothekensterben zu rechnen ist.
aufkommen“ aufweisen und somit als wirtschaftlich gefähr-
det gelten. Interessant ist hierbei das Ergebnis der Studie, dass
Apotheken in ländlichen Regionen mit geringer Einwohner-
dichte zumindest rein rechnerisch ein höheres Kundenauf-
kommen haben als jene in Städten.
Im Bundesdurchschnitt versorgt eine Apotheke 3.800 Ein-
wohner. In den Zentren von Agglomerationsräumen entfal-
len lediglich 3.590 Einwohner auf eine Apotheke. Ein ähnli-
cher Zusammenhang zeigt sich auch in Nordrhein-Westfalen,
wobei hier der größte Unterschied zwischen den Kernstäd-
ten in verstädterten Räumen (2.800 Einwohner je Apotheke)
und den hochverdichteten Kreisen in Agglomerationsräumen
(4.100
Einwohner je Apotheke) besteht. Im Durchschnitt ent-
fielen auf jede nordrhein-westfälische Apotheke 3.900 Ein-
wohner. Die Autoren stellen allerdings klar, dass dieses Dich-
teverhältnis nicht darauf schließen lässt, wo die Einwohner
ihre Medikamente tatsächlich einkaufen. So ist denkbar, dass
gerade in den Städten die geringere Anzahl an Einwohnern je
Apotheke mit einer hohen „Tagesbevölkerung“ kompensiert
wird. Umgekehrt könnte das Kundenaufkommen in länd-
lichen Apotheken deutlich unter dem rechnerischen Wert
liegen. Somit lassen sich aus der Studie nur bedingt Empfeh-
lungen für eine gute Standortwahl ziehen. Existenzgründer
sollten deshalb vor der Entscheidung in jedem Fall eine de-
taillierte Standortanalyse (umliegende Einkaufsmöglichkei-
ten, Arztpraxen, Büros und Betriebe, Verkehrsanbindung etc.)
vornehmen.
Quelle: Apotheke adhoc Grafik: REBMANN RESEARCH
Entwicklung der Apothekenzahlen 2008–2013 nach Kammerbezirken
0%
-2%
-4%
-6%
-8%
-10%
-12% 
-12,14%
Bremen
-7,33%
Saarland
-6,94%
Westfalen-Lippe
-6,1%
Hamburg
-5,49%
Rheinland-Pfalz
-5,27%
Hessen
-4,90%
Baden-Württemberg
-4,69%
Niedersachsen
-4,65%
Nordrhein
-4,47%
Schleswig-Holstein
-3,90%
Bayern
-3,81%
Berlin
-1,92%
Thüringen
-0,16%
Sachsen-Anhalt
+0,10%
Sachsen
+0,70%
Brandenburg
+0,74%
Mecklenburg-Vorpommern